Nicht nur Felder, Wiesen und Wälder sind wichtig, wenn es um die Förderung der Biodiversität geht, sondern auch der Siedlungsraum und hier insbesondere private Gärten. Im Prinzip trägt jedes noch so kleine Begleitgrün zur Vernetzung der Natur und damit zur Förderung der Biodiversität bei.
Vorbildfunktion von Stadtgrün Winterthur
«Wir von Stadtgrün Winterthur wollen mehr Natur in die Stadt bringen und richten unsere Pflege vermehrt darauf aus, ein Netz von Trittsteinen zu schaffen, die von Organismen und Pflanzen besiedelt werden können. Wir haben bereits viele Wildhecken gepflanzt und achten bei der Auswahl der Bäume auf einheimische Arten, nehmen also eine Vorbildfunktion ein.»
Eine sehr wichtige sogar. Denn vielfach gilt der fein geputzte Garten noch immer als Idealbild, das sich nur langsam wandelt. Beat Kunz, der lang im Forstbereich tätig war, kennt diese Entwicklung aus der Waldbewirtschaftung. «Der Wandel von den aufgeräumten Wäldern in den 1990er-Jahren zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung mit jeder Menge Totholz hat viele Menschen anfangs gestört.» Irgendwann stellt sich eine neue Normalität ein, ähnlich wie bei Modetrends.
Fachwissen fehlt
«Es gibt viele Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer, die ihren Garten sehr gern naturnah gestalten würden, aber nicht so recht wissen, wie», sagt Beat Kunz. Neben einem zu ausgeprägten Ordnungssinn fehlt es an Fachwissen. Wo also anfangen? «Am besten mit einheimischen Wildstauden, Sträuchern und Blumen. Sie sind für das Ökosystem viel wertvoller als gebietsfremde Pflanzen und bieten Kleintieren Nahrung, Nist- und Rückzugsorte.»
Mit Laubhaufen, Ast- und Steinhaufen kann man zudem Rückzugsorte für Kleinsäuger schaffen. Beim Anlegen der Kleinstrukturen ist auf Vielfalt zu achten, und weil man damit Amphibien, Igel und andere Tiere anlockt, sind Tierfallen unbedingt zu vermeiden beziehungsweise sollten mit Brettern Hilfen für den Ausstieg aus Lichtschächten oder Kellerabgängen geschaffen werden. Zäune sollten 10 bis 15 Zentimeter über dem Boden abschliessen, damit Igel gut darunter durchkommen.
Die Gartenputzete im Herbst sollte man ebenfalls überdenken: «Blütenstände stehen lassen, denn viele Insekten legen dort ihre Eier ab, die im Frühjahr ab etwa 15 Grad schlüpfen. Erst dann können sie entfernt werden. Wenn die Blütenstände irgendwo stören, die Stängel abschneiden und in einer wasserabführenden Feuerschale bis zum Frühjahr stehen lassen. So können die Tiere trotzdem überleben», erklärt Beat Kunz.