Seit Jahren finanzieren die Winterthurer Hauseigentümer mit ihren Steuern die Ausgaben der Stadt. Allein durch die Grundstückgewinnsteuern fliessen jährlich mehrere Millionen in die Stadtkasse. 2017 waren es 49 Millionen, 2018 schon 62 Millionen Franken. Die Hauseigentümer gelten deswegen auch als die Milchkühe von Winterthur.
Mit dem angekündigten Mehrwertausgleich hat die Stadt nun eine weitere Möglichkeit gefunden, noch mehr Geld von den Hauseigentümern einzutreiben. Der Kanton gibt für den Mehrwertausgleich eine Brandbreite von 0 bis 40 Prozent vor und die Möglichkeit, dass nur grössere Landbesitzer bezahlen müssen. Der Winterthurer Stadtrat will diese Bandbreite vollständig ausnutzen und den Mehrwertausgleich auch für kleinere Grundstücke einführen. Am liebsten hätte der Stadtrat sogar 50 Prozent verlangt, er wurde dabei aber vom Kanton ausgebremst.
Nach der angekündigten Steuererhöhung überrascht es nicht, dass der Winterthurer Stadtrat auch beim Mehrwertausgleich das Maximum herausholen will. Dass es auch anders geht zeigen andere Gemeinden. Die Nachbarstadt Illnau-Effretikon begnügt sich mit 25 Prozent und Bauma verzichtet sogar ganz auf einen Mehrwertausgleich.
In den vergangenen Jahren sanierten die Hauseigentümer mit ihren Steuern die Finanzen der Stadt Winterthur. Da sich nun weitere Finanzlöcher öffnen, sucht der Stadtrat zusätzliche Einnahmen und wiederum sollen die Hauseigentümer die Löcher stopfen. Der Winterthurer Stadtrat wäre gut beraten, seine Hauseigentümer zu pflegen anstelle sie weiter zu melken.
Leserbrief von HEV-Geschäftsführer Ralph Bauert im Landbote vom 19. Oktober 2020.