Die Prädikate der Küche: Bequem, ergonomisch, barrierefrei
Wer heute seine Küche umbaut, denkt bereits an morgen. Eine gute Küche hat eine Lebensdauer von 30 Jahren. Eine Küche muss nicht erst dann ergonomisch sinnvoll, komfortabel und hindernisfrei sein, wenn diese Attribute mehr in den Fokus rücken. Komfortables Wohnen und Kochen ist zeitlos.
Hindernisfreies Bauen ist gemäss einer Studie der ETH Zürich nicht einfach teurer oder (zu) teuer. Wer sich an den entsprechenden Kriterien orientiert, muss mit einer um 1,8 Prozent höheren Bausumme rechnen. Das ist zu wenig, um sich allzu grosse Sorgen um die Finanzierbarkeit zu machen. Wenn es «nur» um den Umbau und die damit verbundenen baulichen Zusatzmassnahmen für eine Küche (Wanddurchbrüche, Maler- und Gipserarbeiten) geht, ohnehin nicht. Bei der Planung sind jedoch einige wichtige Punkte zu beachten. Roland Vogt, Fachexperte bei der Brunner Küchen AG im aargauischen Bettwil, zeigt auf, worauf besonders zu achten ist.
Bauliche Massnahmen
Offene Küche oder Rückzugsort?
Bestehende Küchenräume können in der Regel keine anderen Dimensionen annehmen, wohl aber kann ein Raum vergrössert werden, indem etwa eine Wand zum Wohnzimmer durchbrochen und eine offene Wohn-/Essküche geschaffen wird. Für Köchinnen und Köche, die gern unbeobachtet und in Ruhe kochen, ist diese Form wenig geeignet.
Bodenbeschaffenheit
Wichtig bei der Raumplanung ist die Beschaffenheit des Bodens: Er sollte rutschfest und pflegeleicht sein. Mit hellen, freundlichen Farben wirkt eine Küche grösser und einladender. Ausreichend Licht, besonders über den Arbeitsflächen, sollte unbedingt eingeplant werden.
Die Küchenmöbel
Bei Küchenmöbeln sollen die Griffe handlich und bequem sein, und die Materialien (Oberflächen) sollten generell leicht zu reinigen sein. Das heisst: Bei der Wahl der Oberflächen sollte nicht nur das Herz, sondern vor allem der praktische Verstand entscheiden.
Anpassung der Arbeitsumgebung
Ergonomie ist ein grosses und wichtiges Wort. Es bedeutet die optimale Anpassung der Arbeitsumgebung und der Arbeitsmittel an die Bedürfnisse des Menschen. So muss die Höhe der Arbeitsfläche der Körpergrösse des Benutzers oder der Benutzerin angepasst sein. Bis zu einer Höhe von 150 Zentimetern sind Auszüge oder Schubladen im Unterbau vorzusehen. Jeder Stauraum muss ohne künstliche Erhöhung erreichbar sein. Es ist mindestens eine Arbeitsfläche vorzusehen, an der im Sitzen gearbeitet werden kann. Grosszügige Abstände in einer Küche mit kurzen Wegen sind optimal. Jeder gute Küchenbauer wird darauf achten. Die Lösungen sind nicht immer einfach, aber es gibt sie: benutzerfreundliche Ecklösungen.
Die Geräte
Anordnung
Backöfen sollten auf Arbeitshöhe platziert sein, der Geschirrspüler sollte erhöht stehen. Auch der Kühlschrank sollte in geeigneter Höhe stehen und einen bequemen Griff oder eine praktische Öffnungshilfe haben.
Integriertes Abzugssystem
Kochinseln oder Insellösungen sind nicht optimal. Ein in das Kochfeld integrierter Dunstabzug ist die optimale Lösung. Kochdünste und Gerüche steigen gar nicht erst auf, sondern werden dort, wo sie entstehen, wirkungsvoll abgesaugt. Induktionskochfelder sind heute kein Luxus mehr, sondern sinnvoller Standard.
Bedienungsfreundlich und sicher
Bei allen Geräten ist auf Bedienungsfreundlichkeit und Sicherheit zu achten. Sicherheit bedeutet: selbst abschaltende Geräte und genügend hitzebeständige Ablageflächen einzuplanen.
Wer bereits mit einer Behinderung lebt, kann sich bei Fachleuten (Procap) über behindertengerechte Küchenlösungen informieren.
Digitale Welt
Die Welt ist digital und aus keinem Lebensbereich mehr wegzudenken – auch nicht aus der Küche. Küchenbauer machen die Erfahrung, dass Menschen aller Altersgruppen der Digitalisierung erstaunlich positiv gegenüberstehen. Dennoch gilt die Devise: wenn möglich, eine gute Mischung aus analog und digital. Die Gerätehersteller haben reagiert und bieten immer mehr Modelle mit einfacher Bedienung an.