Das Zürcher Wohnungsangebot ging zurück, und die Mieten sind gestiegen. Das sind unbestrittene Fakten. Wie knapp das Wohnungsangebot effektiv ist und welche Mietzinse bei einem Wohnungswechsel tatsächlich bezahlt werden, ist dagegen weniger klar.
Die Leerwohnungsziffer zeigt ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Situation. Die Leerwohnungsziffer erfasst nur die leeren Wohnungen am 1. Juni. Alle Wohnungen, die ohne Leerstand wieder vermietet werden, nicht berücksichtigt. Da die meisten Wohnungen nahtlos wieder vermietet werden, gab es letztes Jahr in der Stadt Zürich 25-mal mehr Wohnungswechsel, als es die Leerwohnungsziffer vermuten lässt.
Ein ähnlich verzerrtes Bild geben die Angebotsmieten, welche nur die im Internet publizierten Wohnungen abbilden. Aktuell werden nur die wenigsten Wohnungen auf Immobilienportalen ausgeschrieben, die meisten werden dank Wartelisten oder persönlichen Informationen ohne Ausschreibung wieder vermietet. Im Internet erscheinen nur die zu teuren Wohnungen, welche niemand haben will.
Die Leerwohnungsziffer und die Angebotsmieten geben kein objektives Bild vom Wohnungsmarkt. Die realen Wohnungswechsel und die effektiv bezahlten Mietzinse sind bessere Beurteilungskriterien.
Leserbrief von HEV-Geschäftsführer Ralph Bauert im Zürcher Oberländer vom 21. Dezember 2024 als Reaktion auf den Artikel "Mehr Wohnraum durch Aufstockung? Das hätte fast nur Vorteile" im Zürcher Oberländer vom 13. Dezember 2024. Weitere Informationen und Grafiken zu Leerstandsziffern und Angebotsmieten sind im Artikel "Fakten zu Mietwohnungen, Mietzinsen und Genossenschaften" aufgeführt.