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Abstimmungen vom 24.11.2024:

Informationen und Empfehlungen

Wärmeverbunde – ein Modell der Zukunft?

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In den Diskussionen rund um Heizarten und -formen sind unter anderem Wärmeverbunde in aller Munde. Wie das Beispiel der Gemeinde Stammheim zeigt, entstehen nachhaltige Heizalternativen durch private und öffentliche Initiativen.

Wärmeverbunde oder die Kunst, eine Heizung gemeinsam zu nutzen

Ein Wärmeverbund ist, wenn mehrere Gebäude durch eine zentrale Energiequelle über ein gemeinsames Verteilnetz mit Wärme versorgt werden. Eine zentrale Anlage oder die Abwärme von Arbeitsprozessen liefert dabei die Wärme für die Räume und für Warmwasser. Diese Wärme gelangt über ein Rohrleitungssystem in die einzelnen Gebäude und über einen Wärmetauscher in das Heizungssystem der einzelnen Gebäude. Oft dienen Holzschnitzelöfen und nahe gelegene Seen als Energiequellen für solche Wärmeverbunde. Gleichzeitig liefern Abwasserreinigungs- und Kehrichtverbrennungsanlagen die Energie – sie ist quasi ein Nebenprodukt der Arbeitsprozesse, das in dieser Weise eine sinnvolle Verwertung erfährt.

Holzschnitzel-Wärmeverbunde in Stammheim

In der Gemeinde Stammheim existieren zwei Wärmeverbunde. Der Wärmeverbund Unterstammheim (in der Abbildung: rote Zone) existiert seit 1980 und ist ein von der Gemeinde betriebenes Fernwärmesystem mit Holzschnitzelheizung. In dieser Heizung wird allen voran das Waldrestholz verwertet. Zudem betreibt die Sägerei Konrad Keller AG (in der Abbildung: grüne Zone) seit 1990 einen eigenen, privaten Wärmeverbund. Dort werden die in der Sägerei anfallenden Holzreste direkt vor Ort verbrannt. Die in der Abbildung blau gezeichnete Zone umfasst eine Erweiterung des Wärmeverbunds der Sägerei Konrad Keller AG, wobei das in Kooperation mit der Gemeinde umgesetzt wird.

Wärmeverbunde in Unter- und Oberstammheim (Quelle: Andelfinger Zeitung, https://www.andelfinger.ch/themen/weinland/waermeverbund-stammheim-ist-abstimmungsreif/)

Neben der Projekterweiterung, wie sie in der Abbildung festgehalten ist, werden die grüne und rote Zone immer grösser. Das bedeutet nichts anderes, als dass das Interesse und damit die Nachfrage nach Wärme aus den Wärmeverbunden gross ist. Einen besonderen Anteil dazu beitragen dürfte wohl die umweltschonende Energiequelle, die in den beiden Wärmeverbunden in Stammheim verwendet wird. Die Verwertung von Restholz beziehungsweise Holzabfällen, die entweder gleich vor Ort oder in der näheren Umgebung anfallen, ist besonders mit Blick auf die Nachhaltigkeit sinnvoll. Die Energiequelle ist nicht nur lokal verfügbar und erfordert keine speziell weiten Transporte, sondern es lässt sich auch noch CO2-neutral heizen. Zudem wird mit der Nutzung lokaler Ressourcen zur Wärmeerzeugung die Abhängigkeit von internationalen Märkten und Verträgen reduziert. Schliesslich fördern solche ausserdem die lokale Wirtschaft und schaffen Arbeitsplätze.

Private und öffentliche Initiativen sind für die Energiewende gefragt

Wie das Beispiel der Gemeinde Stammheim deutlich zeigt, können Wärmeverbunde beträchtlich an die Energiewende beitragen. Dafür benötigt es als treibende Kraft nicht nur die öffentliche Hand, sondern vielmehr ebenso private Initiativen wie diejenige der Sägerei Konrad Keller AG. Schon allein die Reduktion grauer Energie, die sonst bei der Bereitstellung der Energiequellen zum Heizen anfällt, leistet einen erheblichen Beitrag an die Energiewende. Auch die Nutzung der Abwärme von Arbeitsprozessen ist sinnvoll. Des Weiteren sind die Energiekosten stabiler und die Versorgungssicherheit höher dank geringerer internationaler Abhängigkeit. Schliesslich sind für die Immobilienbesitzerinnen und -besitzer nicht nur die oben genannten Aspekte interessant, sondern auch dass für den Anschluss und den Wärmetauscher wesentlich weniger Platz im Gebäude benötigt wird als bei einer ganzen Heizung. Und nicht zu unterschätzen ist, welchen Komfort eine extern betriebene Heizung bedeuten kann.

Persönliche Schlussfolgerung

Somit komme ich zu dem Fazit, dass die Wärmeverbunde definitiv ihren Teil an die Energiewende beitragen können. Selbstverständlich hängt das von der verwendeten Energiequelle und der Umsetzung ab, aber die Nutzung von Synergien und die Reduktion grauer Energie in solchen Wärmeverbunden sind sinnvoll. Das Beispiel der Gemeinde Stammheim zeigt klar auf, dass es für die Realisierung nicht nur die öffentliche Hand braucht, sondern private Initiativen einen wertvollen Anteil leisten. Um die Energiewende zu schaffen, sind die Mithilfe und die Innovationskraft aller Seiten nötig – privat und öffentlich.

Autor

Martin Farner-Brandenberger

Kantonsrat und Präsident Hauseigentümerverband Region Winterthur

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